Vermarktung
in Entwicklung von Parallelszenen 14.04.2010 16:37von GraveYardAngel •

Ende der 1990er Jahre setzte eine partielle Kommerzialisierung der Schwarzen Szene ein, von der die Gothic- und Dark-Wave-Kultur jedoch weitgehend unberührt blieb. Einzig die Bezeichnung „Gothic“ wurde dabei – ohne jegliche Berücksichtigung ihrer ursprünglichen Bedeutung – als Vermarktungsetikett aufgegriffen und auf vergleichbare und vollkommen unabhängige kulturelle Strömungen und Musikformen ausgedehnt.
Diese Entwicklung begann insbesondere mit dem Hype um gothic-untypische Musikgruppen wie HIM, Nightwish, Cradle of Filth, Rammstein, Oomph!, Marilyn Manson, Evanescence, Xandria, Krypteria, In Extremo, Subway to Sally, ASP, Eisbrecher, Staubkind oder Samsas Traum, die von den kommerziellen Medien (darunter inzwischen auch Musikzeitschriften wie Orkus, Zillo und Sonic Seducer) mit der Gothic-Kultur in Verbindung gebracht werden, und gipfelte in dem Versuch der Musikindustrie, Retorten-Bands wie Nu Pagadi als Gothic-Acts zu vermarkten. Viele dieser Gruppen stammen direkt aus dem Metal-, Alternative-Rock- und Crossover-Umfeld und sind als Teil der Alternative-Bewegung in den Deutschen Alternative-Charts (kurz DAC) zu finden. Für die Gothic-Kultur und deren Musik sind sie jedoch nicht repräsentativ. Sie stellen keine Weiterentwicklung der szene-eigenen Musik dar sondern bedienen sich überwiegend fremder Stilmittel. Vor allem Bands wie Nightwish, die vermeintlich auch als „Gothic-Metal-Bands“ präsentiert werden, wurzeln ausschließlich im Symphonic-Metal-Umfeld und verfügen weder stilistisch noch kulturell über eine Verbindung zur Gothic-Bewegung.
„Wir sind keine Gothic-Band, aber es ist auch ziemlich schwer uns zu kategorisieren, also kommen die Leute mit den wildesten Definitionen für unsere Musik, wie »Snow White Metal«, »Fantasy Art Metal« oder »Neoclassical Avantgardist Gothic Speed Power Symphonic Progressive Hard Rock«.
– Tuomas Holopainen, Gründer und Keyboarder der Symphonic-Metal-Band Nightwish, 2003
Auch Rammstein, die der Neuen Deutschen Härte zuzuordnen sind, gaben bereits in den 1990er Jahren an, keinerlei Bezug zur Gothic- bzw. Schwarzen Szene zu haben. Andere hingegen, wie The 69 Eyes, greifen nur geringfügig Stil-Elemente der Gothic-Musik auf oder werden lediglich aufgrund ihrer äußeren Erscheinung (schwarze Kleidung, dunkles Make-Up) als Gothic-Bands vermarktet (zum Beispiel Jesus on Extasy).
Obgleich die auf der Grundlage dieser Kommerzialisierungsform neu entstandenen Jugend- und Fankulturen zumeist von Außenstehenden der Gothic-Szene zugerechnet werden, handelt es sich dabei jedoch um Parallelbewegungen, denen der Bezug zur Gothic-Bewegung oftmals fehlt.
1999 wurde diese Entwicklung in „The Next Generation“, einer Sendung, die vom Kulturmagazin Polylux auf ORB ausgestrahlt wurde, erstmals auch in größerem Rahmen thematisiert.

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